Letztes Wochenende war Anzac-Day, ein furchtbar wichtiger Feiertag für die Australier und Neuseeländer. ANZAC ist die Abkürzung für Australian and New Zealand Army Corps, welches im ersten Weltkrieg unter anderem in Gallipoli gekämpft hat und bei welchem man eben am jährlichen Anzac Day den Gefallenen gedenkt. Wenn in Australien ein Feiertag aufs Wochenende fällt, dann verschieben die einfach den freien Tag auf den Montag; finden wir eine sehr gute Idee, die auch in Österreich eingeführt werden sollte. Jedenfalls war also ein langes Wochenende und wir haben uns kurzfristig entschlossen einen Ausflug in den Norden ins 600km entfernte Kalbarri zu machen. Da es unserer Meinung nicht viel gebracht hätte Freitag nach der Arbeit erst wegzufahrn, dann stundenlang im Stau zu stehn, um dann irgendwann spät in der Nacht anzukommen, haben wir uns entschlossen Freitag lieber zeitig zu Bett zu gehn, um dann lieber gaaaanz bald in der Früh zu fahren. Gaaanz bald hieß dann Abfahrt um 3:20... War zwar momentan ziemlich anstrengend, hat sich dann aber als sehr gute Idee herausgestellt, da um diese Zeit natürlich verkehrstechnisch gar nichts los ist, und wir so ziemlich schnell voran gekommen sind. Aufpassen muss man allerdings um dieses Nachtzeit auf die Känguruhs, die sich da gerne vor die Autos schmeißen, zum Glück haben wir aber kaum welche gesehn und wir haben die lange Fahrt Känguruh-frei überstanden. Nach 6 Stunden Fahrt waren wir dann auch schon in Kalbarri. Die Landschaft ist dort oben schon ziemlich anders als hier in Perth. Wenn es einem hier schon trocken vorkommt, dann ist dort oben schon fast Wüste. Außerdem wandeln sich die endlosen weißen Strände dort zu steilen Klippen, die teilweise auf imposante Art und Weise vom Meer ausgehölt und geformt wurden.


Von diesem Klippen aus kann man um die richtige Jahreszeit sehr gut die Buckelwale auf ihrer Wanderung beobachten, das ganze Jahr über sieht man hier aber Delphin-Familien an der Küste entlang schwimmen und wir hatten wirklich das Glück eine ganze Gruppe zu entdecken. Leider hatte der Fotoapparat nicht den nötigen Zoom, so bleibts ein Erlebnis nur für uns beide - und für 2 französische Backpacker denen wir die Delphine auch gezeigt haben :-) Kalbarri selber ist eigentlich ein winziger Ort, der allerdings schon seit mehr als 100 Jahren als Urlaubsdestination für die Leute von Perth gilt und so gibts dort auch wirklich sehr viele Cafés, Restaurants und Geschäfte, die auch 7 Tage die Woche offen haben. Man fühlt sich fast so wie in Italien. Auch sonst gibts wahnsinnig viele Aktivitäten und Touren, entweder man geht einfach wandern im umliegenden Nationalpark, oder man macht eine 4WD Tour oder man mietet sich ein Boot/Kanu/Tretboot und schippert den Murchison River oder die Küste entlang, oder man geht Fischen, oder Schnorcheln, oder, oder, oder. Es gibt also wirklich genügend zu sehn und zu tun für so einen kleinen Ort.
Da wir am Samstag doch ein wenig müde vom frühen Aufstehn waren haben wir uns das Wandern für Sonntag gespart und sind wir in den "Rainbow Jungle", eine Papagei-Farm gefahren, die wirklich toll war. Die züchten dort alle möglichen Arten von Papageien, Kakadus und Sittichen, teilweise sitzen die in Käfigen, teilweise fliegen die auch wild dort herum und manche plaudern auch gern ein paar Worte mit den Besuchern. An das hatten wir irgendwie gar nicht gedacht, und hat uns gleich mal voll überrascht: wir schaun uns grad zwei große weiße Kakadus an, drehn uns um und wolln zu den nächsten weitergehn und auf einmal kommt ein "Hello" von hinten. Ich hab mir am Anfang ja noch gedacht, Stefan erlaubt sich schon wieder einen Scherz mit mir, aber es war dann wirklich der Kakadu. Wir haben dann nachher noch mit einigen anderen geplaudert, der eine meinte immer "Hello, how's it going?" und "Who wants a peanut?". War sehr lustig. Gleich neben der Papagei-Farm war eine Seepferdchen-Züchterei, die man besuchen konnte, das mussten wir uns natürlich auch gleich anschaun. Die züchten dort die Seepferdchen für die Haltung in Aquarien, trainieren sie praktisch auf ein Leben in Gefangenschaft und verkaufen sie dann an Tierhandlungen in ganz Australien bzw weltweit weiter. Hier warn wirklich 100e Tiere in unterschiedlichen Tanks, so viele auf einmal, dass es schon fast a bissi grauslig war. Interessant wars aber auf jeden Fall. Abends sind wir dann noch in ein Pub gegangen, haben uns das Footy Spiel angeschaut und eine super Seafood-Platte gegessen, Hummer, Shrimps, Chili-Muscheln, Tintenfischringe, Fischfilets, Jakobsmuscheln, ... mmmmmh, so gut.

Am nächsten Tag stand dann unsere Wanderung im Nationalpark an. Kalbarri ist ja umgeben von einem Nationalpark, zu dem einerseits schon die Klippen, andererseits auch die vielen Schluchten die der Murchison River in die Landschaft gefurcht hat, gehören. Diese Schluchten, sogenannte "Gorges", wollten wir zu Fuß erkunden. Praktischerweise kann man eigentlich zu allen Schluchten mit dem Auto fahren, die Straßen sind zwar nicht asphaltiert, aber man braucht nicht unbedingt ein Allrad-Auto um hinzukommen, trotzdem hats uns mit unserem Auto natürlich wieder sehr viel Spaß gemacht. Wir haben uns aber entschlossen, eine 8km lange Wanderung zu machen; hab mir ja auch endlich ordentliche Wanderschuhe gekauft, die mussten natürlich gleich getestet werden. Bestens ausgerüstet (wir wir fälschlicherweise dachten) mit genügend Proviant und Wasser und eingeschmiert mit Sonnencreme und Insektenschutz gings beim "Natures Window" (siehe unser neues Blog-Titelbild oben) los um den "Loop Walk Trail", die Schlögener Schlinge des Murchison River sozusagen, zu bewandern.



Es wär dann eigentlich auch wirklich sehr imposant und schön gewesen, landschaftlich wirklich ein Traum, wenn die Fliegen nicht von Minute zu Minute mehr geworden wären. Der Insektenschutz hat unserer Meinung nach gar nix gebracht und wir haben wehmütig an die daheim vergessenen Fliegennetze gedacht. Naja, bei einer Abfahrt um 3:20 kann man ja nicht an alles denken. Jedenfalls war der letzte Teil der Wanderung, für mich zumindest, nur noch blanker Horror; ich bin ja eh so ein Insektenfan, und auch wenn mir vor Fliegen eigentlich nicht wirklich graust, aber wenns mal mehrere 100 um einen herum werden, da hört sich der Spaß auf. Wir haben versucht die Fliegen-Invasion auch fotografisch festzuhalten, aber man kann es sich, glaub ich, erst so richtig vorstellen, wenn man das erlebt hat. Abends konnten wir uns nicht entscheiden ob uns die Beine vom Wandern oder die Arme vom Wacheln mehr weh taten. Dafür gabs dann wieder ein gutes fischiges Abendessen, das hat uns die Fliegen schnell vergessen lassen.
Montag morgen stand noch eine Hauptattraktion Kalbarri's an, das Pelikan-füttern. Hört sich jetzt nicht wirklich aufregend an, muss aber wirklich toll sein. Seitdem vor ca. 30 Jahren ein Einheimischer immer um die gleiche Zeit in der Früh am gleichen Platz des Flußes Fischen war und die Fischabfälle an die Pelikane und Möwen verfüttert hat, haben sich das die Vögel irgendwann gemerkt und kommen seit dem immer noch um die gleiche Zeit um gefüttert zu werden. Am Sonntag hatten wir leider schon Pech und es hat sich kein einziger Pelikan blicken lassen, die Fütter-Dame meinte, dass das immer ganz unterschiedlich sei, manchmal seien 30 Pelikane da, manchmal nur 5 und manchmal eben leider gar keine. Jedenfalls sind wir am Montag wieder hingegangen und es ist tatsächlich doch noch ein einzelner Pelikan gekommen und hat sich ein paar Fische geschnappt. Naja, nicht gerade so wie wir uns das vorgestellt haben, aber es sind halt doch wilde Tiere, die halten sich halt auch nicht immer an den Zeitplan :-) Dann haben wir uns schon wieder Richtung Perth gemacht. Auf dem Heimweg sind wir nochmals in den Nationalpark und haben noch bei 2 weiteren Schluchten besucht, diesmal allerdings nur von der Aussichtsplattform aus. Wandern wollten wir ohne Fliegennetz nicht mehr. Mittags haben wir noch einen kurzen Stopp in Geraldton eingelegt; diese Stadt fand ich jetzt nicht so aufregend. Vielleicht lags aber auch daran, dass aufgrund des Feiertags ziemlich alles zu hatte, und so gut wie gar nix los war. Naja, und dann gings gleich in einem Stück wieder zurück nach Perth, wo wir schon wieder am Planen des nächsten Wochenendes sind. Haben übrigens gestern gesehn, dass es in Linz 27° hatte, herzlichen Glückwunsch, jetzt überholt ihr uns bald :-)
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